Früher war nicht alles besser. Aber mit Sicherheit war nicht alles digital. Und schon gar nicht künstlich, doch trotzdem intelligent. Ein Streifzug durch 50 Jahre Inter-Translations SA.
Wir schreiben die Sternzeit Eins-Neun-Sieben-Vier in der neugeschichtlichen Zeitrechnung. Am vierten Tage des siebten Mondes erblickt ein Logbuch das Licht dieser Welt, dessen Inhalt in den nächsten fünfzig Jahren das Leben so einiger Lebewesen der Spezies Mensch verändern wird. Ein Logbuch, dessen Strahlkraft weit über seinen Standort am Pavillonweg 14 im Berner Länggassquartier hinausreichen wird. Denn dort oben, in diesem romantisch-verträumten altehrwürdigen Haus über dem Zentrum Berns thronend, dort oben wird fortan eine ganz besondere Geschichte geschrieben…
ITSA-Gründer Dr. Pierre Rudolf Zaugg anno 1974.
Der Anfang klingt zumindest in technischer Hinsicht etwas paradox: Normalerweise benötigte man ja in den Siebzigern noch konventionellen Treibstoff, um einen Motor zum Starten zu bringen. Im Falle der Inter-Translations SA (kurz ITSA) war es aber gerade umgekehrt: Die grosse Ölkrise 1973 und der damit verbundene Treibstoffengpass in Europa veranlasste Dr. Pierre Rudolf Zaugg, seine ursprünglich als PR-Unternehmen gegründete Firma in eine Übersetzungsagentur umzuwandeln. Ein weiser Entscheid, denn aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Konsequenzen in der Schweiz entstand plötzlich ein massiv grösserer Bedarf an Kommunikation sowohl im Inland, als auch mit ausländischen Staaten. Und genau diese Lücke vermochte die Inter-Translations SA nach ihrer Gründung am 4. Juli 1974 dank ihres bereits bestehenden internationalen Netzwerkes an Übersetzenden und Textredaktoren auszufüllen. Nebst Deutsch, Englisch und Französisch wurden insgesamt 41 weitere Sprachen von Beginn weg angeboten. Das Kind war also geboren, nun musste es aber auch laufen lernen.
Eine der wichtigsten Fragen im ganzen Übersetzungsprozess war schon damals wie heute diejenige nach der Art der Textübermittlung. Für Digital Natives mag dies fast schon prähistorisch klingen, aber die im Zwischentitel erwähnten Dienstleistungen und Produkte gehörten tatsächlich vor noch nicht allzu ferner Zeit zur abenteuerlich anmutenden Standardausrüstung im Arbeitsalltag der ITSA.
Mittels eines drahtgebundenen Fernschreibers (auch Telex genannt) konnte man sich über die von der damaligen PTT zur Verfügung gestellte Verbindung in das weltweite Telex-Netz einwählen und Texte an die entsprechenden Adressaten übermitteln. Wobei „übermitteln“ ein grosses Wort ist bei einer Geschwindigkeit von knapp 7 Zeichen pro Sekunde… Die Übertragung einer gefüllten A4-Seite konnte locker mal drei bis vier Minuten dauern. Die eingehenden Übersetzungen wurden dann von den emsigen ITSA-Mitarbeitenden abgetippt, wobei Tipp-Ex und Korrekturbänder stete Begleiter waren. Und verschickt wurden die fertigen Texte dann häufig per Post, nicht selten per Express, um Zeit zu gewinnen.
Diese äusserst umständliche Weiterleitung des geschriebenen Wortes wurde zumindest teilweise mit der Einführung des Fernkopierers (Fax) Ende der 70er-Jahre in die Abteilung „Historisches“ verschoben. Fortan erfolgte die Textübermittlung via Faxgerät, der Originaltext wurde ab nun zumindest detailgetreu nachgebildet und konnte so verschickt werden, immer vorausgesetzt, sowohl Sender als auch Adressat verfügten über ein entsprechendes Gerät.
Das Geschäft lief gut und ITSA entwickelte neue Geschäftsfelder für die aufkommende Nachfrage. So wurden zum Beispiel für Sprachen mit nicht lateinischen Schriftbildern wie Chinesisch, Japanisch oder Arabisch kompetente Partner gefunden, die nicht nur die Übersetzung selbst in diesen Sprachen vornahmen, sondern auch gerade den entsprechenden Fremdsprachensatz gestalteten und den fertig gesetzten Text dann in Form von druckfertigen Folien anlieferten, mit denen das Druckgewerbe anschliessend arbeiten konnte.
Auch wenn der technische Fortschritt damals noch nicht so rasant vonstatten ging wie heute, war es für den Firmengründer Pierre Rudolf Zaugg immer wichtig, die Entwicklungen im Auge zu behalten und zu agieren, anstatt zu reagieren. Die moderne Technik hielt langsam aber sicher Einzug in die Welt der Dienstleistungen; diese Erkenntnis gipfelte bei ITSA 1986 im Kauf des ersten Computers. Damals noch eine echte (und vor allen Dingen kostspielige) Rarität: Das Gerät wog gefühlt eine Tonne und hätte Gerüchten zufolge aufgrund seiner Grösse eigentlich eine eigene Postleitzahl benötigt… Doch die Anschaffung ermöglichte es den Mitarbeitenden, erste wertvolle Erfahrungen im Umgang mit Computern zu sammeln und mit der Entwicklung mitzugehen. Ein progressives und proaktives Geschäftsdenken der ITSA-Führung, das auch in späteren Jahren immer wieder zum Vorschein kommen sollte.
15 Jahre nach der Firmengründung übergab Pierre Rudolf Zaugg am 31. Januar 1989 die Firmenleitung an seine Tochter, Danielle Cesarov-Zaugg. Im Alter von 32 Jahren sollte sie fortan für die Geschicke der Firma verantwortlich zeichnen. Eine grosse Herausforderung als dreifache Mutter und vor allen Dingen auch als Frau, war doch das Geschäftsleben zu dieser Zeit noch äusserst männerdominiert. Um sich in dieser Welt durchzusetzen, brauchte es nebst Wille und Ehrgeiz auch eine ganze Portion Mut und Durchsetzungsvermögen.
Danielle Cesarov-Zaugg und das damalige ITSA-Team bei der SQS-Zertifikatsübergabe 1994.
Als einen der ersten Meilensteine setzte sich Danielle Cesarov-Zaugg zum Ziel, das Unternehmen nach der ISO-Norm 9002 zu zertifizieren. Prozesse sollten durchdacht, überdacht und standardisiert, die Transparenz erhöht und in Konsequenz die Qualität der Dienstleistung optimiert werden. Es kam, wie es kommen musste: 1994 wurde ITSA als erstes Übersetzungsbüro von der SQS nach ISO-Norm 9002 zertifiziert. Einmal mehr ein Entscheid, dessen Tragweite in die Zukunft reichte, da gerade viele Bundesämter und offizielle Behörden in den folgenden Jahren eine Zertifizierung zur Pflicht machen sollten für eine Zusammenarbeit.
Auch in technischer Hinsicht verpasste sich die Inter-Translations SA selbst Sieben-Meilen-Stiefel: Längst wurden die Texte nun mithilfe von Floppy Disks in elektronischer Form an den Kunden zugestellt. Und Mitte der 90er Jahre machte plötzlich die Info über ein mysteriöses „World Wide Web“ die Runde… Nun, ITSA wäre nicht ITSA, wenn man solch spannenden Möglichkeiten kein Gehör schenken würde. Und so hinterliess die Inter-Translations SA bereits 1996 erste Spuren im Internet und nutzte fortan dieses Medium intensiv zur Kommunikation und zur Recherche, zum Datenaustausch und zum Aufbau neuer Netzwerke. Erinnerungen Beteiligter zufolge sollen damals nach jedem erfolgreich erfolgten E-Mail-Versand interne Jubelstürme ausgebrochen sein, sogar von geöffneten Sektflaschen ist die Rede. Das digitale Zeitalter hatte begonnen.
Mit dem Aufkommen der Digitalisierung veränderten sich natürlich auch die Anforderungen an die ITSA-Mitarbeitenden. Waren vorher hauptsächlich sprachliche und organisatorische Fähigkeiten gefragt, kam nun eine Fülle an neuen Herausforderungen mit dieser bis dato noch relativ unbekannten eierlegenden Wollmilchsau namens Internet dazu. Schliesslich ging es ja nicht nur darum, die Mitarbeitenden selbst in dieser Hinsicht zu schulen, nein, auch unsere Übersetzerinnen und Übersetzer mussten mit uns und unseren Kunden Schritt halten. Troubleshooter-Fähigkeiten waren mehr denn je von Nöten, insbesondere dann, wenn technische Wunschvorstellungen und Ausführungen diametral auseinander gingen. Die Tage wurden länger, aber auch lehrreicher.
Die Digitalisierung eröffnete auch für die Übersetzenden selbst ganz neue Bearbeitungsmöglichkeiten. Zu Beginn des neuen Millenniums wurden sogenannte CAT-Tools (Softwares für computerunterstützte Übersetzung) peu-à-peu salonfähig. Einige dieser Produkte waren bereits seit ein paar Jahren auf dem Markt, taugten aber zu Beginn in der Regel nicht mehr als ein nasser Schwamm bei Hochwasser. Dies sollte sich nun ändern, Begriffe wie Alignment, Translation Memory oder Konkordanzsuche machten vermehrt Hof im Alltag der Übersetzenden und wurden in den meisten Fällen bald zum treuen Freund und Helfer.
Doch nicht nur das Arbeitsumfeld der Übersetzenden wurde auf den Kopf gestellt, ganz generell war die Übersetzung nun viel stärker in den gesamten Projektablauf beim Kunden eingebunden. Ausgangstexte wurden neu in Produktinformationssystemen (PIMs) oder Content-Management-Systemen (CMS) erstellt, man begann zwischen Print- und Webversionen zu unterscheiden. Die Übersetzenden konnten via Cloud-Lösungen neu direkt an diese Systeme angebunden werden, ebenso Korrektorat/Lektorat sowie DTP-Arbeiten. Die ganze Produktionskette konnte zentral auf einen Ort gebündelt werden, neue Bedürfnisse entstanden: So erweiterte ITSA ihre Produktepalette nach und nach um diverse Zusatzdienstleistungen: TMS, Multimedia, Consulting und Dolmetschen kamen neu hinzu und werden bis zum heutigen Tage rege von den Kunden genutzt.
50 Jahre sind nun also seit dem ersten Eintrag im Logbuch der Inter-Translations SA vergangen. Da darf man sich durchaus auch die Frage stellen, wohin das ITSA-Schiff wohl als Nächstes steuert? Künstliche Intelligenz ist in aller Munde und schleicht sich mal mehr mal weniger prominent in sämtliche Facetten unseres Lebens ein.
Wie immer bei technischen Neuerungen versteckt sich ITSA auch hier nicht davor, sondern setzt sich intensiv mit diesem Thema auseinander und ist bestrebt, für ihre Kundinnen und Kunden Möglichkeiten aufzuzeigen, bei denen KI für und nicht gegen den Menschen arbeitet. Denn trotz Automatisierung, Standardisierung und KI: ITSA ist keine anonyme Marke. Hinter diesen vier Buchstaben stehen aktuell sieben Köpfe mit einer Vision und einem Leitbild, welche beide auf den Werten basieren, nach denen wir arbeiten. Allen Beteiligten im Rahmen unserer Tätigkeit begegnen wir mit Respekt und Wertschätzung, egal, ob Mitarbeitern, Kunden oder Lieferanten. Wir sind überzeugt, dass so nachhaltige Verbindungen geschaffen werden, von denen alle Beteiligten profitieren.
Von Sprache zu Sprache – von Mensch zu Mensch. Dafür steht ITSA und ihre Mitarbeitenden mit ihrem Namen. Auch in den nächsten 50 Jahren.