«What does the Fox say?» (zu Deutsch: «Wie macht denn der Fuchs?»): Eine interessante Frage, die vor etwa zehn Jahren im Lied des norwegischen Comedy-Duos Ylvis gestellt wurde und sich in ähnlicher Form auch auf die Schweiz übertragen lässt. Wie sprechen denn die Schweizer? Eine Frage, die nicht ganz so eindeutig zu beantworten ist.
Die Schweizer Sprachenvielfalt ist im europäischem Raum einzigartig. Ein Land, das vier offizielle Landessprachen sein Eigen nennt, gibt es, zumindest in Europa, sonst nirgendwo. Man bedenke dabei, dass die Schweiz mit ihren 41‘000 qm2 ein sehr kleines Land ist, wovon zudem ein grosser Teil aufgrund des Bollwerks, das die Alpen bilden, nicht flächendeckend bewohnbar ist. So macht die tatsächliche Siedlungsfläche nur etwa 7,5% der Gesamtfläche aus. Nun tummeln sich auf dieser kleinen Fläche ganz gemütlich etwa 8 Mio. Menschen, die mindestens 4 offizielle Sprachen untereinander sprechen. Des Weiteren sprechen mehr als 20% eine andere Muttersprache als die in der Schweiz gesprochenen Landessprachen. Ein wahres Potpourri an linguistischen Zutaten, welches ihren Duft in unserem Lande verbreitet.
Die genaue Aufsplittung der Landessprachen sieht wie folgt aus:
Die am häufigsten nicht-schweizerischen Fremdsprachen sind:
Weitere Sprachen, die häufig gesprochen werden, sind Spanisch, Serbisch, Kroatisch und Albanisch. Wir wollen uns hier aber vertieft mit den Schweizer Landessprachen beschäftigen, da sich über diese allein bereits mehrere Bücher schreiben liessen.
Haus oder Huus, das ist hier die Frage
Fangen wir mit Deutsch an. Wobei das hierzulande immer etwas verwirrlich ist, denn wir sprechen eigentlich kein astreines Schuldeutsch. Ganz im Gegenteil: Für deutsche Ohren mag unser Deutsch gar nicht wie Deutsch klingen, da für das ungeübte Ohr komplett unverständlich. Was das Deutsch in der Schweiz so besonders macht, ist die Tatsache, dass fast jedes Dorf seinen eigenen Dialekt spricht. So lässt sich allein daran feststellen, aus welcher Region eine Person stammt. Wie viele Dialekte gibt es in der Schweiz? Dazu gibt es keine eindeutige Antwort. Laut des Zentrums für Linguistik der Universität Zürich gibt es nur einen Dialekt: das Alemannische. Dadurch lassen sich die schweizerdeutschen Dialekte zum Beispiel vom bairischen oder schwäbischen Dialekt abgrenzen. Diese haben nämlich die neuhochdeutsche Diphtongierung mitgemacht – in Deutschland sagt man Haus, nicht Huus – , das Alemannische hingegen nicht. Wobei das Alemannische per se auch nicht in reiner Form existiert, denn auch dieses lässt sich zusätzlich in drei Dialektgruppen einteilen: das Niederalemannische, das Hochalemannische und das Höchstalemannische.
Eine Willensnation wider Willen
Worauf wir hinauswollen: Hochdeutsch ist in diesem Landesteil eher eine Fremdsprache und wird meist nur in Bildungsinstitutionen oder an gewissen öffentlichen Anlässen gesprochen. Die Dialekte sind seit jeher auch ein Mittel, um uns von unserem grossen Nachbarn Deutschland abzuheben. Dies ist in der französischsprachigen Westschweiz und im italienischsprachigen Tessin weniger der Fall. In der Westschweiz gibt es das sogenannte „Patois“, das jedoch der französischen Standardsprache vollständig untergeordnet ist und allmählich verschwindet. Das Sprechen eines reinen Französisch zeugt in diesem Kontext von Bildung und beschleunigt die Verdrängung des Patois noch zusätzlich. Dieses Standesdenken ist in der Deutschschweiz weit weniger verbreitet, dort gelten die Dialekte in vielen Fällen der deutschen Standardsprache sogar als überlegen.
Im Tessin hingegen ist es eher situationsabhängig, ob Standardsprache oder Dialekt gesprochen wird. In der Regel wird mit vertrauten Personen wie der Familie, Freunden und Bekannten Dialekt gesprochen, wohingegen in öffentlichen Kontexten die Standardsprache gesprochen wird.
Manch einer mag sich ob alldem nun fragen wie es denn möglich ist, dass die verschiedenen Sprachgruppen in einem so kleinen Land auch nur ansatzweise miteinander auskommen. Die Antwort darauf ist noch tiefer in unserem Bewusstsein verankert als die Frage selbst: Die Schweiz wird oft als Willensnation bezeichnet. Dieser Begriff bezeichnet die Verbundenheit der Schweizer Bürgerinnen und Bürger mit ihrem Land trotz ihrer sprachlichen, kulturellen und religiöser Verschiedenheit. Denn hierzulande ist nicht unbedingt die Sprache das gemeinsame Kriterium, das uns zusammenhält, sondern die politischen Rechte und die damit einhergehenden Freiheiten.